ins Blaue hinaus
Entwurf: Maike Arnold & Carolin Schaufel
Wenn man wissen will, woher der schöne Begriff
„Blaumachen“ kommt, muss man zurück gehen in
die Zeiten der Färberzunft.
Damals konnte ein kräftiger blauer Farbton zunächst
nur durch den Zusatz von Indigo erreicht werden.
Aber dieses Pflanzenpulver kam aus dem fernen
Indien und war entsprechend teuer. In Europa
wurde im Mittelalter mit Waid blau gefärbt. Dafür
musste man die Blätter des Waids ernten, zerstampfen
und dann an der Sonne trocknen. An Geräten
war nur ein Bottich, die so genannte ’Küpe’ nötig.
Sie war groß und flach wie eine Viehtränke aus
einem ausgehöhlten Baumstamm. In die Küpe gab
man circa 25 Kilo getrocknete Waidblätter, die
dann mit Flüssigkeit bedeckt wurden. Es war eine
chemisch einzigartige Flüssigkeit: frischer menschlicher
Urin. Am Besten eignete sich angeblich der von
Färbergesellen, die nachts zuvor kräftig ins Glas
geguckt hatten.
In der Sonne begann die Urin-Waid-Brühe zu gären,
dabei entstand Alkohol, er löste den Farbstoff Indigo
aus den Blättern. Erst wenn sich Schimmel auf der
Brühe gebildet hatte, konnte man die zu färbenden
Stoffe und Garne einlegen. Einen ganzen Tag
mussten sie in der Brühe liegen, bis sie genügend
Farbstoff aufgenommen hatten. Die blaue Farbe
entstand aber erst, während die Stoffe im Sonnenlicht
trockneten. Und eben weil diese Farbe erst im
Licht entsteht ist sie so lichtecht.
Abgesehen vom Gestank war Blaufärben eine
angenehme Tätigkeit. Die Färber arbeiteten im
Freien, bei schönem Wetter, und es gab reichlich zu
trinken. Wenn Färber am hellen Tag betrunken in der
Sonne lagen, dann wusste jeder: die machen Blau.
Und wer Blau gemacht hatte, der war blau!
In Deutschland war der Waidanbau besonders
verbreitet, und nur in der deutschen Sprache sind
Betrunkene blau, und nur hier ist es so schön
blauzumachen.
In der blauen Bar kann man am Ende der Ausstellung
wie die Blaufärber Blaumachen. In einer blauen
Hängematte liegend ist es am Schönsten ein Glas
Wein zu trinken, in den Himmel zu schauen und zu
träumen.